In einem meiner letzten Blog-Beiträge erwähnte ich auch Barack Obama und seinen perfekten Wahlkampf im Jahr 2008. Denn während sich die meisten Politiker in Wahlkämpfen mit zu vielen Argumenten an zu viele verschiedene Zielgruppen verzetteln, fokussierte Obama seinen gesamten Wahlkampf auf ein einziges zentrales Schlagwort, nämlich Change. „Change we can believe in“ wurde zum Wahlkampfslogan und damit auch zum Battle-Cry von Barack Obama und der Demokraten.
Wer aber wird nächstes Jahr der große Herausforderer von Obama? Zurzeit gibt es bei den Republikanern acht Kandidaten dafür: Michele Bachmann, Herman Cain, Newt Gingrich, John Huntsman, Ron Paul, Rick Perry, Mitt Romney und Rick Santorum. Aus meiner Warte ist der klare Favorit Rick Perry. Das hat drei Gründe.
(1) Das perfekt passende Schlagwort
Als damals Barack Obama 2008 antrat, setzte er genau auf das Schlagwort, das sich die Amerikaner damals wünschten, nämlich „Veränderung“ bzw. „Change“ nach zwei Perioden George Bush Jr. Das ist ein wichtiger Punkt. Viele Politiker machen den Fehler, sich selbst als Person differenzieren zu wollen, statt die Themenführerschaft für das Land zu suchen. Was wäre/ist heute das perfekte Schlagwort, das zur Stimmung in den USA passt?
Dazu sollte man sich den Slogan von Rick Perry ansehen, der ebenfalls rund um ein einziges Schlagwort aufgebaut ist: „It’s time to get America working again“. „Working“ ist das perfekte und in diesem Fall sogar doppeldeutige Schlagwort. Auf der einen Seite ist die hohe Arbeitslosigkeit ein enormes Problem in den USA. Auf der anderen Seite fühlen aber auch viele Amerikaner, dass Amerika in Summe nicht mehr so gut wie früher „arbeitet“ bzw. funktioniert.
(2) Die Glaubwürdigkeit dafür
Nur ein Schlagwort alleine ist zu wenig. Man muss es auch glaubwürdig besetzen können, wenn es mehr als nur eine Behauptung sein soll. Die Schlüsselfrage daher: Traut Amerika Rick Perry zu, dass er erfolgreich die Arbeitslosigkeit bekämpfen kann, damit Amerika wieder arbeitet?
Dazu sollte man einen Blick nach Texas werfen! Mehr als 40 Prozent aller neuen Jobs, die in den letzten Jahren in den USA geschaffen wurden, kamen aus dem Bundesstaat Texas. Und Rick Perry war und ist der Gouverneur von Texas. Das ist ein wichtiger Punkt: Denn viele (auch politische) Claims scheitern nicht an der Qualität des Claims, sondern an der Glaubwürdigkeit dahinter. Viele Claims enden so einfach nur als nette Behauptungen.
(3) Den perfekt klingenden Namen
Dazu kommt, dass Rick Perry auch einen perfekt klingenden Namen hat. Er ist kurz, einfach, klingt amerikanisch, klingt kraftvoll und vor allem auch durchsetzungsstark. Es könnte auch der Name eines amerikanischen Westernstars oder eines Detektivs aus einer Kriminalfernsehserie sein. Dazu kommt noch, dass der Name zum Wort Präsident alliterierend ist. Das ist ein netter Gedächtnisverstärker, den man auch im Logo auf der Web-Site www.rickperry.org nutzt.
Perry
President
Entscheidend bei der Beurteilung eines Namens sollte daher immer der Klang sein. Man kann jeden Namen graphisch so aufbereiten, dass er gut aussieht. Aber die beste Graphik hilft wenig, wenn der Klang des Namens nicht zur Positionierung passt. Lassen Sie sich daher selbst einmal die Namen aller 8 Kandidaten laut ausgesprochen auf der Zunge zergehen: Michele Bachmann, Herman Cain, Newt Gingrich, John Huntsman, Ron Paul, Mitt Romney, Rick Santorum und Rick Perry. Keiner dieser Namen klingt so kraftvoll und durchsetzungsstark wie Rick Perry.
Evolving Positioning oder vom Kandidaten zum Präsidenten
Das Schlagwort „working“ mit dem perfekten Slogan „It’s time to get America working again“ wird Rick Perry wahrscheinlich zum großen Herausforderer von Barack Obama machen. Wenn Perry diesen ersten Schritt schafft, hat er dann zwei Möglichkeiten seinen Wahlkampf gegen Barack Obama fortzusetzen. Möglichkeit 1: Er bleibt bei seinem Schlagwort und seinem Slogan. Das machte etwa Barack Obama 2008 und 2009. Möglichkeit 2: Er findet eine noch stärkere Idee, die auf der bestehenden Idee aufbaut. Meine Idee dazu: Rick Perry: Repowering America, also die USA zu alter Stärke zurückführen. (Auch diese Idee wäre alliterierend: Rick Perry und Repowering.)
Bei der Wahlkampagne von Barack Obama habe ich eher (auch heute noch) die Schlagwörter: „Yes we can“ im Kopf und Herrn Obama selbst (d.h. Change visuell im Kopf), da er der erste dunkelhäutige Präsident ist, was ja bereits eine gigantische Veränderung darstellt. Daher symbolisierte er eher Kraft und Hoffnung.
Die Ausführungen zu Rick Perry stimme ich zu 100 % zu bzw. besser hätte ich es nicht erklären können. Ihre Ausführungen sind immer wieder lesenswert! Danke dafür!
Ein interessantes Buch über Wahlkämpfe:
James Carville und Paul Begala: Buck Up, Suck Up and come back when you foul up
http://www.amazon.de/Buck-Suck-Come-Back-When/dp/0743234480/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1321216657&sr=8-1