Der neue Fluch der Fläche

Sport Eybl steckt, wie die Medien aktuell berichten, in der Krise. Damit erwischt es erstmals eine wirklich große Nr. 1 im Handel. Ist das die berühmte Ausnahme von der Regel, oder ist das der erste große Warnschuss für alle Großflächenanbieter, dass sich die Handelslandschaft grundlegend verändern wird. Dazu sollte man einen Blick in die Vergangenheit werfen.

Wenn man die Handelslandschaft die letzten 50 Jahre zurückverfolgt, dann gab es einen klaren Trend zur Großfläche. „Größer, billiger, flächendeckender“ war die Erfolgsformel der großen Filialisten. Die kleinen, alteingesessenen Händler, von denen viele aufgrund des Wettbewerbdrucks zusperren mussten, sprachen in diesem Zusammenhang eher vom „Fluch der Fläche“. Nur das war der alte Fluch der Fläche.

Der USP als Bumerang

So war über Jahrzehnte die Fläche ein echter USP in der Handelslandschaft. Aber jetzt könnte dieser USP zum Bumerang werden. Damit hätten wir diesmal aus Sicht der großen Filialisten einen neuen Fluch der Fläche. Der Grund dafür lautet: Internet. Durch den in vielen Branchen zunehmenden Internethandel kommt speziell auch die Großfläche immer mehr unter Druck.

So ist es auch kein Wunder, dass Thalia nach Wegen sucht, wie man die eigene Verkaufsfläche neu nutzen kann, indem man sich etwa Untermieter wie DiTech ins Haus holt. Gleichzeitig setzen immer mehr Marken wie Thalia, Media-Markt/Saturn oder auch Sport Eybl auf Multi-Channel-Lösungen. Nur genau das wird für die Großfläche nicht funktionieren, weil man sich so in stagnierenden oder nur leicht wachsenden Märkten selbst massiv kannibalisiert.

Nicht alle gleich betroffen

Natürlich sind nicht alle Handelsbereiche gleich betroffen. Zuerst war es der Buchhandel, jetzt sind aktuell Elektrohandel, Mode- und auch Sporthandel speziell betroffen. Für die Baumärkte und den Lebensmittelhandel sieht es etwa noch besser aus, da hier viele der Waren nicht wirklich für den Versand geeignet sind.

Nur das stimmt so nicht ganz. Was würde passieren, wenn neue Internethändler entstehen, die sich nur auf Teilsortimente wie etwa das Drogeriemarktsegment spezialisieren würden? Auch das würde, wenn es funktioniert, die Super- und Drogeriemärkte hart treffen, weil deren Flächenproduktivität darunter massiv leiden würde. (Auch bei den Baumärkten gibt es Teilsortimente, bei denen der Internethandel perfekt funktionieren könnte.)

Sich selbst angreifen

Dieser „neue Fluch der Fläche“ könnte so wie der „alte Fluch der Fläche“ die Handelslandschaft für immer verändern. Die meisten Entscheider werden in dieser Situation alles daran setzen, den Status Quo mit allen Maßnahmen inkl. Multi-Channel zu verteidigen. Kluge Entscheider sollten sich aber Folgendes fragen: Wie können wir selbst diese Entwicklung mit neuen Marken beschleunigen, bevor es jemand anderer tut. Wie würde Thalia heute dastehen, wenn man auch Amazon als Zweitmarke besitzen würde?

Erschien im Original unter dem Titel “Der Fluch der Fläche” im WirtschaftsBlatt vom 28. Januar 2013.

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