Am 31. Oktober 2014 schrieb Alexandra Föderl-Schmid (Chefredakteurin des Standards) im Standard folgende Zeilen: „Der Umgang mit Cannabis, ein in der Kronen Zeitung abgedrucktes Gedicht über Kastanien (Du bist mein Schatz) und ein Auftritt im Bademantel im Stil von Udo Jürgens waren die Themen, mit denen Strolz in jüngster Vergangenheit auffiel. Damit macht sich der ehemalige Unternehmensberater nicht nur in der Öffentlichkeit lächerlich, sondern offenbart auch das größte Defizit der Neos: Es fehlt an Positionierungen und an Programmatik, mit denen man als Partei ernst genommen wird.“ Damit brachte und bringt Alexandra das Problem der Neos auf den Punkt.
Die Marke verbreitern
So hieß es am 2. August dieses Jahres im Kurier: „Matthias Strolz. Der pinke Frontmann weiß, dass er die Partei verbreitern muss, will er bei den Wählern punkten“. Dazu erklärte in diesem Artikel der Meinungsforscher Peter Hajek: „Jetzt wäre es ratsam, neue Themenfelder zu eröffnen.“
Es klingt logisch und verführerisch: Mehr Themenfelder, mehr Wähler. Nur wenn diese Formel wirklich funktionieren würde, müssten die SPÖ, ÖVP und auch die Grünen die absoluten Gewinner sein. Speziell SPÖ und ÖVP versuchen mit vielen verschiedenen Themen gleichzeitig viele verschiedene Wählergruppen anzusprechen. Nur je mehr man sich anbiedert, desto geringer fallen die Wählerstimmen aus.
Die Marke verengen
Die aktuell in Umfragen führende Partei ist die FPÖ. Diese wird vor allem mit dem Thema „Ausländer“ verbunden und unter Umständen noch als rechte Law-and-Order-Partei gesehen. Wie sehr die FPÖ mit diesem einen Ausländerthema punktet, zeigt auch, dass sich sowohl SPÖ als ÖVP gezwungen sahen und immer mehr gezwungen sehen, hier die FPÖ zu kopieren.
So gesehen sollten die Neos viel eher überlegen, den Themenfokus zu verengen, statt neue Themenfelder aufzumachen. Dabei sollte man das Ausländerthema klar der FPÖ überlassen und gesellschaftliche „Randthemen“ klar den Grünen. Gleichzeitig sollte man als selbstdefinierte Bürgerbewegung auch dabei die eigenen Kernkompetenzen wie Eigenverantwortung, Freiheitsliebe, Nachhaltigkeit, Authentizität und Wertschätzung nicht vergessen.
Mut zur Provokation
Wie aber könnte man eine liberale Idee breitenwirksam positionieren? Antwort: Indem man sich von abstrakten Themen verabschiedet, um auf ein konkretes Kernthema zu setzen. Dabei könnte man ruhig auch Mut zur Provokation beweisen, um die etablierten Parteien zusätzlich herauszufordern. Eine mögliche alliterierende Idee dazu: Weniger Schikanen, weniger Steuern.
Wofür stehen die Neos?
Und wofür steht die Stadt Wels?
Auf den ersten Blick hat beides nichts miteinander zu tun.
Auf den zweiten Blick doch!
Zitat aus den OÖN:
„Neos kritisieren: Wofür Wels steht, ist unbeantwortet“
Replik im Kommentar-Bereich:
„Dann haben Wels und Neos eine vergleichbare Problematik, oder?“
http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/wels/Neos-kritisieren-Wofuer-Wels-steht-ist-unbeantwortet;art67,2306874,E
Stimmt! Der einzige Trost für die Neos und für Wels: Man ist sicher nicht alleine, weil es viele, viele Marken gibt, die ein Positionierungsproblem haben.
Beste Grüße
Michael Brandtner