Am 27. Februar 2024 konnte man das Folgende in der Tageszeitung Der Standard lesen: „Auf der Suche nach Andreas Bablers Linksruck: Die SPÖ müsse in die Mitte rücken, monieren unzufriedene Genossinnen und Genossen. Hat Parteichef Babler die Sozialdemokraten an den Rand geführt? Aus seinen Positionen lässt sich das kaum herauslesen“.
Realität versus Wahrnehmung
Im Artikel selbst versucht dann der Autor Gerald John an sieben Punkten festzumachen, dass die SPÖ unter Babler keinen Linksruck gemacht hat. Diese Punkte waren: Vermögenssteuer, 32-Stunden-Woche, Flüchtlingspolitik, Arbeit und Soziales, Gendern, Koalitionsabsage und Habitus, also das Auftreten von Andreas Babler in der Öffentlichkeit.
Wenn man die Parteilinie der SPÖ im Detail studiert, mag es wirklich keinen Linksruck gegeben haben. Das mag durchaus die Realität sein. Nur in der öffentlichen Wahrnehmung und auch in der Wahrnehmung innerhalb der SPÖ mag es ganz anders aussehen. Dafür sprechen auch Aussagen der letzten Zeit von Georg Dornauer, SPÖ-Parteichef in Tirol oder auch vom roten Chefgewerkschafter Josef Muchitsch.
Speziell auch in der Welt der Marken kommt es immer wieder zu einem Konflikt zwischen Realität und Wahrnehmung. So schmeckt etwa Pepsi-Cola im Blindtest besser als Coca-Cola (die getestete Realität). Offen verkostet sieht es anders aus. Hier gewinnt klar Coke gegen Pepsi (die getestete Wahrnehmung). In der Regel gewinnt dabei die Wahrnehmung über die Realität, egal ob in der Welt der Marken oder in der Welt der Politik.
Der erste Eindruck entscheidet
Um das Ganze besser zu verstehen, sollten wir einen Blick zurück in das Jahr 2023 werfen. Damals tauchte Andreas Babler das erste Mal so richtig in der breiten Öffentlichkeit als Kandidat für die SPÖ-Spitze auf. So lautete etwa eine Headline am 24. Mai 2023 im Kurier: „SPÖ-Kandidat Andreas Babler: „Ich bin Marxist““. Mit Aussagen wie diesen begab sich Babler selbst frühzeitig ins „linke Eck“. In der Kleinen Zeitung konnte man dann am 24. Mai 2023 das Folgende lesen: „Andreas Babler macht aus seiner linken Gesinnung kein Geheimnis. „Ich bin marxistisch orientiert seit meiner Jugendorganisation, aber Marxist ist natürlich ein hartes Wort manchmal.““
Nur damit sind wir aus Markensicht bei einem wichtigen Punkt und dieser lautet: Man kann nur einmal, nämlich beim ersten Mal einen ersten Eindruck hinterlassen. Wenn man einmal in einer Schublade abgespeichert ist, lässt sich das nur schwer ändern. Das hätte auch Andreas Babler bedenken sollen oder müssen, als er für die SPÖ-Spitze kandidierte.
Dazu kommen noch zwei Punkte: So ist einerseits das Umlernen generell schwerer für uns als das Neulernen. Dieses Phänomen kennt jeder, der sich einmal eine Sportart falsch eingelernt hat. Andererseits besteht für die meisten Menschen in der Regel auch kein Bedarf umzulernen, wenn man sich einmal ein Bild von einer Person oder Marke gemacht hat. (Wo ist der Mehrwert, wenn man jetzt etwa sein Weltbild über Andreas Babler ändern würde?)
Starke Kampagne gefordert #
Nur damit wird es für die SPÖ im Wahlkampf nicht leichter, speziell auch dadurch, dass man sich durch interne Zuweisungen und Zurechtweisungen immer wieder selbst schwächt. Hier wäre jetzt eine starke die SPÖ nach außen und innen einigende Kampagne gefragt, die zudem Andreas Babler als Person und Spitzenkandidat glaubwürdig nach außen und innen vertreten kann. Wenn das nicht gelingt, besteht die Gefahr, dass die SPÖ und Andreas Babler mehr für das Lager der Nichtwähler und Nichtwählerinnen als für die SPÖ selbst machen.
