Bablers Offensive oder Babler in der Durchschnittsfalle

Ende April hieß eine Headline in der Tageszeitung Der Standard: „Bablers Offensive“ und weiter unten dann im Text: „Was die klugen Köpfe [also sein ExpertInnenrat] ausdiskutiert haben, goss Babler in „24 Ideen für das Wahljahr 24“, um diese in seiner „Herz und Hirn“-Rede vorzustellen.“ Dabei ging es natürlich um Themen wie Arbeit, Steuern, Sicherheit, Gesundheit und natürlich Pension.

Zu viel des Gutgemeinten …

All dies mag gut gemeint und vielleicht sogar ganz wichtig und richtig sein, nur ist es einfach zu viel. Frage an Sie: „Kennen Sie einen dieser 24 Punkte?“ So gesehen ist es egal, ob er 48 Punkte, 36, 24, 12 oder auch nur 6 Punkte präsentiert hätte, was fehlt, ist die eine zündende Idee.

Genau an dieser Stelle scheitern auch die meisten Markenstatements, weil sie nur eine weitere Ansammlung von wünschenswerten Werten sind. Nehmen Sie Opel. In den letzten 25 Jahren versuchte diese Marke folgende Werte nach außen zu leben und zu besetzen, nämlich einmal Qualität, Kreativität, Vielseitigkeit, Dynamik und Partnerschaft, dann deutsche Ingenieurskunst, emotionales Design, digitale Vernetzung und gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und aktuell, falls ich nicht etwas übersehen habe, deutsch, nahbar und begeisternd. (Wahrscheinlich kennen nicht einmal die meisten Opel-Mitarbeiter diese Anhäufung an Werten.)

… oder Mut zum Fokus

„Fahrfreude“ für BMW, „Technik“ für Audi, „Sicherheit“ für Volvo und „Elektro“ für Tesla. Marken gewinnen nicht auf dem Papier. Marken gewinnen oder verlieren in den Köpfen der Kunden. Nur genau dort schlägt die einfache Idee die geniale Ansammlung von Ideen. „Leistung. Aufstieg. Sicherheit“ war eine starke Idee und ein starker Slogan, nicht von Sebastian Kurz, sondern von Bruno Kreisky. (Wenn man sich aktuell die SPÖ ansieht, wäre – sarkastisch gesehen – dazu der ideale Nachfolgeslogan „Transferleistung, Abstieg, Unsicherheit“. Spaß beiseite!) Nur genau diese Art von Slogan, der damals auch perfekt einen Teil rechts der Mitte erreichte,  würden heute Andreas Babler und die SPÖ brauchen.

Nur dazu kommt noch erschwerend, dass es den klassischen Klassenkampf, wie ihn die SPÖ gerne (nicht nur am 1. Mai) propagiert, so nicht mehr gibt. Es genügt nicht mehr die eigenen Stammwähler und dazu ein paar Wechselwähler für eine starke Mehrheit zu erreichen. Heute müsste es der SPÖ gelingen, dies auf andere Art und Weise zu schaffen.

Österreich 5.000

Eine Idee dazu wäre „Österreich 5.000“. Dazu könnte dann Andreas Babler sagen: „Unser Ziel ist es, dass es allen bis zu einem monatlichen Einkommen von 5.000 Euro Brutto besser geht. Dafür werden wir unsere ganze Kraft einsetzen.“ Diese eine Idee hätte mit Sicherheit mehr Kraft als eine Ansammlung von 24 Punkten, die sich kein Mensch merken kann oder will. (Frage an alle SPÖ-Funktionäre und -Funktionärinnen, die diesen Blog lesen: Können Sie alle 24 Punkte spontan aufzählen?) Dann könnte man darauf aufbauend ein konkretes Programm entwickeln, wie man dies realistisch erreichen kann. Gleichzeitig würde man aber so die Wähler und Wählerinnen wieder subtil in zwei Teile teilen, in die unter 5.000 Euro und in die über 5.000 Euro Monatseinkommen. Egal ob diese oder eine andere Idee. Ohne klaren Fokus werden aus Markensicht sowohl ÖVP, SPÖ, Grüne und Neos zu Wahlhelfern von Herbert Kickl und der FPÖ.

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1 Response to Bablers Offensive oder Babler in der Durchschnittsfalle

  1. Avatar von Prom Wallinger Prom Wallinger sagt:

    Zu der sehr stolzen SPÖ-Tradition des städtischen Gemeindebaus (europaweit bewundert/Parteiübergreifend anerkannt/weltweit studiert seit 1925) würde eher passen:

    „Österrreich 10“

    Botschaft:
    „Österreich 10 – Wohnungen für 10
    €/m2“

    Absender:
    SPÖ
    S
    oziale
    (Wohnungs)Politik für
    Österreich

    PS:
    „10
    €/m2“ war bei uns
    -800 km von Österreich entfernt
    -wenn auch für eine andere Partei,
    ein Wahlkampfschlager.

    Die Leute verstanden sofort, worum es geht.

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