Vor einiger Zeit, besser am 3. März dieses Jahres schrieb ich in einem Kommentar für Absatzwirtschaft.de: „… Martin Schulz hat mit dem Thema ‚Gerechtigkeit‘ einen klaren Markenfokus, den er weiter bis zur Bundestagswahl im September dramatisieren und emotionalisieren kann.“ Nur wie es aktuell aussieht, ist der Anfangsschwung von Martin Schulz für die SPD endgültig verpufft.
Emotionen wecken
Dazu kommt, dass der aktuelle Slogan „Mehr Gerechtigkeit für alle“ nicht wirklich mitreißend ist. Er bringt zwar den Fokus von Martin Schulz verbal auf den Punkt, aber es ist mit Sicherheit kein Slogan, der die Massen wirklich bewegt. Dafür ist er einfach zu brav.
Nüchtern betrachtet war sicher auch „Chance we can believe in“ kein Slogan, der automatisch die Massen bewegt. Dieser Slogan wurde vor allem durch zwei Faktoren emotionalisiert. Faktor 1 war dabei natürlich Barack Obama selbst, vor allem auch wie er 2008 diesen Ausspruch tätigte, nämlich mit der ganzen Kraft seiner Persönlichkeit. Faktor 2 war, dass die Masse mit „Yes we can“ antwortete. So werden in der Regel verbale Ideen durch ständige Wiederholung stärker und stärker und stärker.
Den Herdentrieb wecken
So können sich sicher noch viele an die Maoam Fernsehspots im Fußballstadion aus den 1970er und 1980er Jahre erinnern: „Wollt Ihr Verlängerung? Nein! Wollt Ihr Elfmeterschießen? Nein! Was wollt Ihr denn? Ma-o-am! Ma-o-am! Ma-o-am! Maoam: Das fröhlich-freche Kaubonbon.“ Damit wurden nicht nur die Aufmerksamkeit, sondern auch Emotionen und vor allem auch der Herdentrieb geweckt, in dem die Massen Maoam forderten.
Wenn die SPD den Slogan „Mehr Gerechtigkeit für alle“ in „Gerechtigkeit für alle“ abkürzen würde, dann würde sich auch dadurch eine massentaugliche Abkürzung ergeben, nämlich „GEFA“. In Anlehnung an Maoam könnten dann die Martin Schulz Fans „GE-FA! GE-FA! GE-FA“ vor und nach Reden von ihm skandieren.
Neue Dynamik im Wahlkampf
Damit könnte durch die ständige Massenwiederholung das im Grunde genommen langweilige „Gerechtigkeit für alle“ eine neue, andere Dynamik bekommen. Das heißt: Es genügt nicht, dass man den Fokus einer Marke klar definiert, man sollte immer auch mitüberlegen, wie man diesen auch perfekt emotionalisieren und dramatisieren kann.
Hat dies auf Peter Metzinger rebloggt und kommentierte:
Besonders der letzte Satz hat es in sich und wird viel zu oft sträflich vernachlässigt. In diesem Sinne: Wollt Ihr Gerechtigkeit für alle? – Nein! – Wollt Ihr Elfmeterschiessen? – Nein! – Was wollt Ihr denn? – Campaigning, Campaigning, Campaigning! (Yes, we can)