Digital-Uni Linz und das Problem der großen Visionen oder Ideen

Im Jahr 2020 wurde die „Digital-Uni Linz“ als TU vorgestellt, um dann relativ schnell zu einer Digital-Uni mit dem etwas sperrigen Namen IDSA als Abkürzung für Institute of Digital Sciences Austria zu mutieren. Noch bevor man überhaupt starten konnte, gab es im November 2023 nicht nur einen neuen Namen, sondern eine erneute Neuausrichtung, nämlich IT:U, kurz für Interdisciplinary Transformation University Austria.

Das Problem der großen Ideen

Das Interessante dabei aus Marken- und vor allem Wahrnehmungssicht, dass die Idee immer größer und damit zugleich immer vager wurde. Kann man sich unter einer TU ziemlich konkret vorstellen, was das einmal werden sollte, war das bei einer Digital-Uni schon schwieriger. Was aber eine Universität für interdisziplinäre Transformation ist, lässt sich für den Außenstehenden nur schwer ergründen. Damit steigt aber auch die Gefahr, dass man weder nach außen noch nach innen einen echten roten Faden findet.

Aber gerade das Top-Management liebt diese Art der großen Ideen. Nehmen wir etwa Yahoo! Einst war Yahoo! die weltweit führende Suchmaschine. Nur diese Idee war dem Management viel zu klein. Deshalb entschied man sich ein Portal zu werden. Aus Managementsicht ist natürlich die Portal-Idee sehr viel größer als die Suchmaschinen-Idee, weil ein Suchmaschinenfenster nur ein kleines Fenster auf der großen Startseite eines Portals ist.

Nur aus Kundensicht war die Idee Suchmaschine immer sehr viel konkreter als die eher breite und vage Portal-Idee. Die Folge: Google wurde mit der kleinen Idee Suchmaschine ein digitaler Superstar. Yahoo! endete mit der großen Idee Portal als digitales Chaos.

Das Problem der kleinen Ideen

Kleine, aber vor allem konkrete Ideen werden speziell am Anfang oft vom Top-Management unterschätzt. So brauchte etwa die Coca-Cola Company 12 Jahre, um das erste Mal auf den Erfolg von Red Bull, also auf die vormals „kleinen“ Idee Energydrink zu reagieren. Das ist auch der Grund, warum die etablierten Fluglinien nie eine Antwort auf Ryanair fanden. Zuerst war die Idee aus Managementsicht zu klein, um darauf zu reagieren. Dann war die Idee zu groß, um darauf noch wirklich reagieren zu können.

Aktuell gibt es in Linz eine „kleine“ Idee, nämlich  die der KI an der JKU. Und genau hier könnte man es unter Umständen noch einmal bitter bereuen, dass man 2023 auf die große Idee der „interdisziplinären Transformation“ gesetzt hat, statt die vorhandenen Ressourcen in die anscheinend der Politik zu kleine Idee „KI“ zu investieren. (Dabei hätte man hier wahrscheinlich den Erfolg von Hagenberg wiederholen können.)

Abstrakt versus konkret

Fazit: Das Top-Management und wahrscheinlich auch die verantwortlichen Politiker lieben große allumfassende abstrakte Ideen, die eine allumfassende interdisziplinäre Transformation zulassen. Am Markt setzen sich in der Regel konkrete Ideen durch, die leider oft gerne von den Verantwortlichen unterschätzt werden. So gesehen wäre vielleicht AIDA (Artificial Intelligence & Digital Applications) besser als IT:U (Interdisciplinary Transformation University Austria) gewesen. AIDA (falls als Wortmarke im universitären Bereich international schutzfähig) hätte so Österreichs führende Universität für künstliche Intelligenz und angewandte Digitalisierung werden können.

PS 1: Natürlich wird KI mit Sicherheit ein Teil des Studienplans der interdisziplinären Transformation sein. Nur auch bei Yahoo! war die Suchmaschine nur ein Teil der großen Portalidee. Und genau hier besteht die Gefahr, dass die KI-Idee in der Transformationsidee untergeht.

PS 2: ITU als Abkürzung wird in Europa bereits von mehreren Universitäten wie etwa der IT University of Copenhagen genutzt. Dazu kommt: International steht ITU bereits für International Telecommunication Union. Dies ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen und die einzige völkerrechtlich verankerte internationale Organisation, die sich offiziell und weltweit mit technischen Aspekten der Telekommunikation beschäftigt.

PS 3: IT steht generell für Informationstechnologie und nicht für interdisziplinäre Transformation.

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1 Response to Digital-Uni Linz und das Problem der großen Visionen oder Ideen

  1. Avatar von Dipl.-Ing. Dr. techn. Anton Gsandtner Dipl.-Ing. Dr. techn. Anton Gsandtner sagt:

    Die Markenfrage erübrigt sich angesichts dervErbärmlichkeit des Personals.

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