Starke Marken besitzen in den Köpfen der Kunden eine verbale und eine visuelle Position. Sie sehen ein lila Plakat und Sie denken an Milka. Sie sehen einen braunen Lieferwagen, der ein Paket zustellt, und Sie denken an UPS. Sie sehen eine Schuhsohle, die atmet, und Sie denken an Geox. Damit besitzen diese Marken eine verbale und eine visuelle Marktführerschaft.
Palmers, ÖVP und SPÖ
Früher, als Palmers noch das einzigartige Palmers-Grün hatte, konnte man die Plakate dieser Unterwäschemarke nicht übersehen. Heute mit dem neuen Olivgrün wirken diese Plakate irgendwie farblos und unauffällig. Palmers hat so die eigene visuelle Marktführerschaft aufgegeben.
Das ist ein schwerer Fehler aus Markensicht, denn so verliert die Marke Palmers Tag für Tag an Kraft und Wiedererkennbarkeit. Genau diesen Fehler begeht aktuell auch die ÖVP. Nicht nur dass man auf diffuse verbale Botschaften setzt, man hinterlässt auch keinen starken visuellen Eindruck.
Die gerade abgelaufene Plakatkampagne sah mehr nach einer Tourismuswerbung als nach einer ÖVP Kampagne aus, und die aktuelle Plakatkampagne rund um Michael Spindelegger wirkt aufgrund der ausgewählten Fotos grau und farblos. Hier wird der Betrachter klar visuell überfordert. Ganz anders die SPÖ: Diese setzt ganz klar auf die Farbe Rot und extrem reduzierte verbale Botschaften. So wirken alle SPÖ Plakate wie aus einem Guss.
Visuelle Marktführerschaft kann entscheiden
Nur damit wirkt die SPÖ auf den ersten Blick auch klar präsenter als die ÖVP. Mehr noch: Bei der SPÖ addieren sich so die Plakate. Je mehr rote Plakate man sieht, desto stärker wird die SPÖ visuell in die Köpfe der Wähler gehämmert. Diese visuelle Durchgängigkeit fehlt der ÖVP klar. Und genau das könnte sich für die ÖVP am Wahltag rächen. Denn gerade wenn die verbalen Botschaften und auch die Parteien bei vielen Themen für die Wähler austauschbar erscheinen, kann die visuelle Marktführerschaft über Sieg und Niederlage entscheiden. So gesehen hat die SPÖ gegenüber der ÖVP zurzeit die klar bessere Kampagne.
Erschien im Original auf Medianet.at (Ausgabe 30. August 2013).