Wenn man sich aktuell das Internet mit der globalen Brille ansieht, dann dürfte es zwei Welten geben. Auf der einen Seite haben wir die amerikanisch-chinesische Welt, auf der anderen Seite steht dem die europäische Welt gegenüber.
Neue Geschäftsmodelle
Die Welt der Chinesen und der Amerikaner dürfte dabei vor allem von einem geprägt sein, wenn man einmal von so manchen „Ideen“ von Donald Trump absieht, nämlich dem zentralen Gedanken, neue globale Geschäftsmodelle und Marken zu bauen. So haben wir heute Internetmarkenduelle wie Facebook versus Tencent im Bereich Social-Media, Google versus Baidu bei Suchmaschinen, Amazon versus Alibaba im Onlinehandel und Uber versus Didi Chuxing bei Fahrdiensten. So unterschiedlich diese Markenduelle im Einzelnen sein mögen – es gibt eine große Gemeinsamkeit: Europa ist nicht dabei.
So zeigt auch ein Ranking aus dem Jahr 2017 von EY (Ernst & Young) über die umsatz- und gewinnstärksten Unternehmen Europas und der USA, dass in Europa generell dieses Ranking vor allem von klassischen „Old Economy“-Unternehmen dominiert wird, während in den USA Gesundheits- und IT-Unternehmen das Ranking dominieren.
Neue Gesetzmodelle
Auf der anderen Seite sieht es so aus, dass sich auch Europa im Internet an die Weltspitze katapultieren will. Nur dabei stehen nicht die Geschäftsmodelle im Vordergrund, sondern vor allem die Gesetzmodelle, wie etwa auch die aktuelle DSGVO (Datenschutzgrundverordnung) zeigt. Gleichzeitig erzeugt man so aber auch eine gewisse allgemeine Angst vor der Bedrohung Internet.
Natürlich darf man dabei nicht übersehen, dass es enorm wichtig ist, die Menschen vor Datenmissbrauch zu schützen. Nur sollte man zudem die gesetzlichen Weichen so schaffen, dass vor allem auch kleinere und mittlere Unternehmen in der EU die Chance haben, starke Internetmarken zu bauen. So schrecken alleine aufgrund der verschiedenen Ländergesetzgebungen viele Unternehmen davor zurück, ihre Internetshops für Deutschland und die EU zu öffnen. Gleichzeitig wird gejammert, dass immer mehr Kaufkraft durch das Internet ins Ausland abfließt.
Mögliche gefährliche Überregulierung
Vor allem aber muss die EU aufpassen, dass man das Internet nicht überreguliert. Denn volkswirtschaftlich betrachtet ist dies keine ungefährliche Entwicklung, da nicht nur Produkte und Dienstleistungen einem Lebenszyklus unterworfen sind, sondern auch ganze Branchen. So hat es Europa relativ unbeschadet überstanden, dass man die Computer- und Softwareindustrie, wenn man von SAP absieht, den Amerikanern und Asiaten überlassen hat. Ob sich Europa diesen Luxus auch im Onlinebereich leisten kann, ist fraglich. Speziell sollte man aber auch politisch überlegen, in welchen Zukunftsbereichen Europa eine globale Führungsposition einnehmen möchte. Wenn man wirklich der gesetzliche Weltmarktführer werden möchte, könnte es passieren, dass Europa im Duell USA versus China nur der weinende Dritte ist.
Erschien im Original im Kurier vom 9. Juli 2018