Die Zahlen sprechen nicht nur eine klare, sondern vor allem auch eine dramatische Sprache. So hieß es nicht umsonst im Kurier vom 2. Juni dieses Jahres: „Leer gefegte Tourismusmeilen.“ So sind in den Städten bis zu 70 Prozent weniger Besucher unterwegs und es fehlen natürlich vor allem die ausländischen Gäste. In Wien rechnet man sogar mit einem Wertschöpfungsverlust von fast zwei Milliarden Euro.
Das Prinzip der Marktführerschaft
Um zu retten, was zu retten ist, will man jetzt vor allem auf die deutschen und Schweizer Gäste setzen. Das mag – auch aufgrund der geographischen Nähe – logisch erscheinen, nur sollte man auch eine andere Alternative in Betracht ziehen. Denn eines der wichtigsten Positionierungsprinzipien lautet: „Besser Erster als besser.“ Genau hier könnte Österreich jetzt in Europa eine Vorreiterrolle einnehmen, die kurz- und langfristige Auswirkungen auf den Tourismus und die Wirtschaft haben könnte.
So könnte und sollte der Tourismus gemeinsam mit der Politik jetzt überlegen, ob man nicht in Europa gegenüber Asien und vor allem China eine Vorreiterrolle übernehmen sollte. Österreich hat glänzende Zahlen in Bezug auf Corona und auch China dürfte das Virus einmal überwunden haben. Damit könnte man sich touristisch und wirtschaftlich einmal in Pole-Position bringen.
Das Prinzip der PR
Dazu käme noch ein anderer wichtiger Punkt bzw. ein anderes wichtiges Positionierungsprinzip. Dieses lautet: „PR ist die bessere Werbung.“ So hätte sicher eine Öffnung gegenüber Asien und vor allem China auch enormes PR-Potenzial in China und auch im Rest der Welt. (Dabei sollte man sich auch nicht vor unter Umständen negativer Publicity fürchten.)
So könnte Österreich – wahrscheinlich kostengünstig wie nie zuvor – die eigene Position als Tourismus- und Wirtschaftsregion in Asien und China stärken. Das heißt nicht, dass man jetzt die deutschen und Schweizer Gäste nicht ansprechen sollte, das heißt viel mehr, dass man unter Umständen gerade jetzt kurz- und langfristig die Weichen im globalen Tourismuswettbewerb neu stellen könnte. Und mit etwas Glück und Geschick könnte davon auch der Flughafen Wien profitieren.
Erschien im Original am 9. Juni 2020 auf https://stammgast.online/news/detail/gastkommentar-china-first-im-tourismus.html