Wie stark Marken Teil unseres Lebens und unserer Gesellschaft sind, merkt man dann am besten, wenn Marken öffentlich in die Kritik geraten. Genau das passierte und passiert gerade der Mohrenbrauerei, deren „Mohren“-Logo immer wieder Rassismus-Debatten auslöste.
Das neue „alte Logo“
Genau das wollte die Vorarlberger Brauerei mit einem Logo-Relaunch, also einer Logo-Überarbeitung jetzt für immer ändern. Dazu vermeldete der ORF Vorarlberg am 8. März dieses Jahres: „Die Mohrenbrauerei in Dornbirn hat am Dienstag ihr verändertes Logo präsentiert. Wer sich ein komplett neues Logo erwartet hatte, lag falsch. Der Unterschied liegt stattdessen im Detail – und ist eher beim direkten Vergleich erkennbar.“
In einer Presseaussendung der Brauerei hieß es dazu: „Die schwarze Silhouette im Logo erscheint künftig ohne die Merkmale, die ein Teil der Konsumentinnen und Konsumenten als rassistisch empfunden hatte.“ Aus reiner Markensicht mag dies ein sehr gelungener Relaunch sein, weil die Marken-Wiedererkennbarkeit perfekt gewahrt wurde. Nur aus Sicht der möglichen Rassismus-Debatte dürfte dieses neue Logo eher ein Schuss in den Ofen gewesen sein.
Die neue „alte Debatte“
Dies zeigt sich auch klar in den analogen und digitalen Medienreaktionen. So hieß es am 11. März im Kurier: „Die Kritik am Logo der Dornbirner Mohrenbrauerei reißt nicht ab. … So kritisierten mehrere beigezogene Fachleute die Brauerei am Freitag in den „Vorarlberger Nachrichten“, enttäuscht zeigte sich gegenüber „BuzzFeed“ auch Emmeraude Banda vom Black Voices Volksbegehren.“
Abgerundet wird das Ganze nicht nur mit Spott in den Sozialen Medien, sondern vor allem auch mit sehr viel Kritik aus Sicht von Experten und Expertinnen. Dabei gehen die Meinungen von „enttäuscht und veräppelt“ über „nicht ernstgenommen“, „Irreführung der Öffentlichkeit“ bis hin zu „ist und bleibt rassistisch“.
Der mutige Schritt in die Zukunft
Was aber wäre die Alternative zu dieser Art „Verschlimmbesserung“ gewesen, die einerseits die Diskussion beendet hätte und gleichzeitig die Marke gestärkt hätte? Dazu kann man den Namen „Mohr“ aus zwei Perspektiven betrachten, nämlich aus der Perspektive der aktuellen Debatte, aber auch der Perspektive, dass dies der Familienname des Gründers ist. Genau diese Perspektive hätte man nutzen können, um das neue, alte „Mohrenkopf-Logo“ durch den Kopf des Gründers Johann Mohr oder – wenn nicht mehr vorhanden – durch den Kopf eines seiner Nachfahren zu ersetzen. Das wäre wahrscheinlich nicht nur ein mutiger Schritt gewesen, sondern hätte die Marke auch in Summe gestärkt.
Erschien im Original auf Cash.at