Im Jahr 2000 sah die Zukunft von Apple – wenn man damals Experten glauben durfte – alles andere als rosig aus. Das änderte sich zuerst 2001 mit der Einführung des iPods und dann massiv 2007 mit dem ersten iPhone. So gesehen machten der iPod und vor allem das iPhone für Apple in Summe mehr als alle Marketingmaßnahmen vorher und nachher.
Das abgesagte Duell um die Spitze
So gingen auch in Österreich vor kurzem noch viele Experten davon aus, dass das große Duell bei den nächsten Nationalratswahlen SPÖ versus FPÖ lauten werde. In den aktuellen Umfragen sieht es ganz anders aus. Da liegt die neue ÖVP unter Sebastian Kurz ganz klar vorne.
Kurz wirkt hier für die ÖVP ähnlich wie das iPhone für Apple. In der Markenführung spricht man dabei auch vom Leadprodukt- bzw. Heiligenschein-Effekt. Das heißt: Seine positiven Imagewerte lassen auch die ÖVP in Summe wieder besser erstrahlen. Gleichzeitig steht er so auch für eine Art „Hoffnung“ gegen verkrustete Parteiapparate und Parteistrukturen.
Das angesagte Duell um Platz 2
Aus Markensicht wäre jetzt eigentlich die entscheidende Frage, wer die erste Alternative zu Sebastian Kurz wird. Wird es die SPÖ oder die FPÖ? Nur wie es aussieht, schafft es aktuell keine dieser beiden Parteien, eine echte Gegenposition aufzubauen. Vielmehr scheint es so, wenn man den Medien glauben darf, dass SPÖ und FPÖ zu einem Duell um Platz 2 verdammt sind. Beiden Parteien fehlt aktuell ein Thema mit Führungsanspruch.
Dabei hätten beide die Chance dazu gehabt. Christian Kern hätte Österreich über seinen Plan A abstimmen lassen können. Stattdessen setzte er zuerst auf den wenig glücklichen Slogan „Hol dir, was dir zusteht“ und jetzt auf den eher faden Slogan „Veränderung mit Verantwortung“. Die FPÖ wiederum hätte auf eine Doppelspitze mit Heinz Christian Strache und Norbert Hofer setzen können, um mit einem Slogan wie „Die 2 für Österreich“ gegen Sebastian Kurz zu punkten, heißt zwei erfahrene Politiker gegen einen Newcomer.
Slogans alleine sind zu wenig
Gerade dieser Wahlkampf zeigt aber auch, dass heute in vielen Fällen Wahlslogans alleine zu wenig sind. Man braucht dazu auch echte wahrnehmbare Veränderungen wie einen Sebastian Kurz, einen Plan A gemeinsam mit einem Christian Kern oder eine Doppelspitze wie Strache-Hofer. So gesehen war aus SPÖ-Sicht der größte Fehler, dass man nicht gleich nach der Präsentation des Plans A Neuwahlen angestrebt hat. Dann wäre man selbst mit einem echten Führungsanspruch in den Wahlkampf gegangen. So hat diese Chance Sebastian Kurz brillant genutzt.