Am 17. Dezember 2018 schrieb ich an dieser Stelle, XXXLutz-Sprecher Thomas Saliger zitierend: „Wir brauchen die Filialen, um im Online-Handel die Nase vorne zu haben. … Unser Onlinegeschäft läuft in jenen Gegenden schlechter, wo wir mit Filialen nicht so gut vertreten sind.“ Genau an diese Zeilen musste ich vor einigen Wochen, genauer am 21. Februar dieses Jahres denken, als ich beim Frühstückskaffee folgende Zeilen in den OÖ Nachrichten las: „Wo es eine stationäre Buchhandlung gibt, funktioniert auch das Online-Geschäft besser. Jeder vierte Kunde entscheidet sich für Click & Collect.“ Dieses Zitat stammt von Andrea Heumann, der Geschäftsführerin von Thalia Österreich.
Ein Internet – zwei Perspektiven
Wann immer sogenannte disruptive Innovationen auftauchen, gibt es zwei Perspektiven oder Denkweisen.
Denkweise 1: Wie kann man diese disruptive Innovation, die unter Umständen das eigene Geschäftsmodell gefährden könnte, in das eigene bestehende Geschäftsmodell integrieren.
Denkweise 2: Wie kann man diese disruptive Innovation, die unter Umständen das eigene Geschäftsmodell gefährden könnte, voll nutzen, um damit ein zweites starkes Geschäftsmodell und auch eine zweite starke Marke zu bauen.
Wenn man sich die meisten etablierten Unternehmen ansieht, dann tendieren diese klar zu Denkweise Nr. 1. Der Hauptgrund dafür: Es passt zum bestehenden Denken und man muss das eigene Geschäftsmodell nicht kritisch hinterfragen. Genau aus diesem Grund versuchen so gut wie alle Handelsunternehmen auf Omni- oder Multichannel zu setzen. Übersehen wird dabei, dass man so das Internet nur eingeschränkt nutzt und zudem die optimale Nutzung anderen überlässt.
Was starke Marktführer tun sollten
Interessant dazu, nämlich, was starke Marktführer wirklich tun sollten, ist eine ganz aktuelle Aussage von XXXLutz-Sprecher Thomas Saliger. So meinte dieser gegenüber den OÖ Nachrichten am 25. März dieses Jahres: „Mit unserem eigenen Internetshop und Home 24 geben wir die richtige Antwort auf Konkurrenten aus den USA, einer davon überlegt, sich wieder aus Europa zurückzuziehen.“ Dieser Art der Strategie – so weiter in diesem Artikel – entspreche auch der Konzern-Philosophie der internen Konkurrenz, die es auch zwischen XXXLutz, Möbelix und Mömax gebe und die gesamte Gruppe voranbringe. Niemand kann die genaue Zukunft eines Marktes vorhersehen. Genau deshalb sollten starke Marktführer parallel auf mehrere Geschäftsmodelle mit mehreren Marken setzen. Dies sollte man etwa auch in der Autoindustrie bedenken, in der so gut wie alle etablierten Teilnehmer auf Denkweise 1 in Bezug auf die Elektromobilität denken. Genau das könnte sich einmal furchtbar rächen.