Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg arbeitet man bei VW aktuell an einem neuen Logo. Dazu meinte VW-Marketingchef Jochen Sengpiehl „Die Marke ist, verglichen mit den vergangenen Jahren, in keinem guten Zustand.“ Gleichzeitig sollte dieses neue Logo auch den Aufbruch von VW in das digitale Zeitalter, sowohl in der Kommunikation als auch in der Produktpalette signalisieren.
Elektro-Offensive
Die Marke VW will so laut Medienberichten bis 2022 mehr als 20 reine Elektroautos anbieten und in den nächsten fünf Jahren rund sechs Milliarden Euro für die Elektromobilität aufwenden. Dabei geht es nicht nur aus VW-Sicht darum, dass man endgültig die aktuelle Diesel-Krise hinter sich lässt, sondern vor allem darum, wie man die Menschen von der Elektromobilität begeistert.
Keine schlechte Idee! So kann ein erfolgreiches Leadprodukt enorm viel für die Absendermarke in Summe tun. Nehmen Sie etwa den iPod, den ersten MP3-Player mit Harddisc in der Wahrnehmung der Kunden! Dieser machte für Apple wahrscheinlich mehr als alle Marketingaktivitäten vor bzw. nach seiner Einführung. Er führte Apple nicht nur aus der Nische, er legte zudem die Basis für iPhone und iPad.
Produkt versus Marke
Nur dabei sollte VW einen wesentlichen Punkt nicht übersehen. Es geht nicht nur darum, dass man Elektroauto-Modelle anbietet, es geht darum, dass man in der Elektromobilität eine mentale Führungsposition einnimmt. Aktuell ist der Nissan Leaf das meistverkaufte Elektroauto der Welt. Aber in der Wahrnehmung der Kunden ist der Leaf maximal ein weiteres Modell von Nissan. So baut aktuell nur ein Unternehmen wirklich eine Elektroautomarke. Und das ist Tesla.
Genau hier sollte aber der VW-Konzern ansetzen. Denn mit seinen aktuell 12 Marken hat VW die optimale Ausgangsposition, nicht nur bestehende Marken um E-Modelle zu ergänzen, sondern eine komplett neue E-Auto-Marke zu bauen. So überschätzen große Konzerne in der Regel die Macht der eigenen bestehenden Marken und unterschätzen die Macht von neuen Marken in neuen Kategorien. Dazu nur drei Fragen: Wie würde heute Barnes & Noble dastehen, wenn man Amazon besitzen würde? Wie würde heute British Airways dastehen, wenn man Ryanair besitzen würde? Wie würde heute Nokia dastehen, wenn man iPhone besitzen würde? So sollte man sich bei VW nicht einmal folgende Frage stellen müssen: Wie würde der Konzern heute dastehen, wenn wir damals auch eine neue komplett eigenständige Elektroautomarke gebaut hätten?
Erschien im Original gekürzt in Medianet am 4. Mai 2018